Pallet Accounting-Mitbegründerin Angelika Middeldorf verabschiedet sich in den Ruhestand

Pallet Accounting-Mitbegründerin Angelika Middeldorf verabschiedet sich in den Ruhestand

Vor knapp zehn Jahren wurde das Pallet Accounting ins Leben gerufen und hat seither entscheidende Vorteile für die 24plus-Partner mit sich gebracht. Denn durch das Pallet Accounting haben unsere Partner die Möglichkeit, ihre Lademittel-Guthaben und -Schulden zu verwalten. Die Überwachung der Lademittelbestände trägt dazu bei, den reibungslosen Austausch von Paletten und Behältern zwischen den Partnern zu optimieren, die Effizienz der Transportprozesse zu erhöhen und Kosten zu minimieren. Aber wie gestaltete sich der Lademittelaustausch früher und wie hat Mitbegründerin des heutigen 24plus-Pallet Accounting Angelika Middeldorf das System damals ins Leben gerufen? Davon erzählt sie uns im Interview und gibt daneben Einblicke aus ihrer Zeit als „lebenslange Spediteurin“ und ihren bevorstehenden Ruhestand.

Wie fühlt es sich an, als „lebenslange Spediteurin“ in den Ruhestand zu gehen?

Es fühlt sich gut an und ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Einfach mal loslassen und ohne Laptop und Handy in den Urlaub zu fahren, konnte ich mir lange Zeit nicht vorstellen, aber der Gedanke gefällt mir. Irgendwie trifft „lebenslange Spediteurin“ zu, da ich bereits 1975 mit 15 Jahren meine Ausbildung zum „Speditionskaufmann“ – damals gab es die Berufsbezeichnung Kauffrau noch nicht – begonnen habe.

Erzählen Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang.

Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung leitete ich das belgische Grenzbüro bei der Spedition Malmendier, das zu dieser Zeit noch für die Zollabfertigung importierter Sendungen erforderlich war. Nach der Schließung des Büros war ich einige Jahre lang in der Importabteilung in Aachen tätig, bevor mir die Verantwortung für die Frachtabrechnung übertragen wurde. Bei meinem Wechsel zur Spedition Dachser in Aachen im Jahr 1982 übernahm ich zunächst die Importabrechnung und wurde 1984 zur ersten weiblichen Exportleiterin befördert.
Von 1986 bis 1989 befand ich mich in Elternzeit und kehrte danach in Teilzeit zu Dachser zurück, wo ich die KVO-Abrechnung übernahm. Im Jahr 2000 erhielt ich das Angebot, in die Rechnungsabteilung von Ziegler in Eschweiler zu wechseln. Eine meiner größten Herausforderungen dort war die Einführung des 24plus-Systems, nachdem Ziegler Eschweiler Systempartner wurde. Im Jahr 2010 – knapp zehn Jahre später – wurde mir die Leitung der Lademittelabteilung übertragen, in der es meine Aufgabe war, einen reibungslosen Ablauf der Palettenlogistik sicherzustellen. Um die Effizienz zu steigern, entwickelte ich ein neues Umbuchungssystem, mit dem wir die Palettenverteilung effektiver verwalten konnten. Ab 2014 übernahm ich die Leitung des Behälter-Management-Systems.

Was unterscheidet Spedition heute von damals?

In der Spedition von 1975 gab es keine Computer und alles wurde noch per Hand erledigt. Wir schrieben unsere Frachtbriefe oder Rechnungen auf mechanischen Schreibmaschinen und freuten uns, wenn wir auch mal an die elektrische Schreibmaschine durften – von der gab es nämlich nur eine in jeder Abteilung, die sogar eine Korrekturtaste hatte. Mit dem Regelwerk „Kreuz und Quer“ errechneten wir unsere Kilometer und die Frachtkosten wurden mit Hilfe des RKT (Reichskraftwagentarif) ermittelt. Unsere Mitteilung an Kunden oder Partner schrieben wir mit einem Telex/Fernschreiber. Dabei mussten wir einen Text auf einen Lochstreifen schreiben, den gewünschten Empfänger anrufen und den Lochstreifen dann durchlaufen lassen. Lkw-Fahrer meldeten sich von der Telefonzelle bei ihrem Disponenten oder gar nicht. Es gab keine Handys und eine Telefoneinheit kostete 20 Pfennig. Die meisten Kolleginnen und Kollegen zogen an einem Strang und halfen sich gegenseitig, die Arbeit zu bewältigen. Feierabend gab es erst, wenn alle mit ihrer Arbeit fertig waren – und anschließend konnte man gemeinsam ein Bierchen trinken.

Am 9. Juni 2011 nahmen Sie an der ersten Sitzung der „Arbeitsgruppe Behältermanagement“ in der 24plus-Geschäftsstelle in Hauneck teil. Wann und wie entstand die Idee für die effiziente Abwicklung des Behälter-Clearing-Prozesses in der 24plus-Stückgutkooperation?

Durch einen glücklichen Zufall erfuhr ich im September 2012, dass der damalige 24plus-Geschäftsführer Peter Baumann für ein bevorstehendes Treffen des Arbeitskreises Produktion einen Dienstleister eingeladen hatte, der auf den Austausch von standardisierten und tauschfähigen Paletten und Boxen spezialisiert war. Aufgrund meiner Tätigkeit in der Lademittelabteilung bei Ziegler Eschweiler war mir bekannt, dass die Partner bei 24plus durch das Beauftragen dieses Dienstleisters beträchtliche Kosten für die Verwaltung ihrer Lademittel hätten tragen müssen.
Nachdem mein Geschäftsführer Jochen Korth und ich auf unseren Wunsch hin zu der Sitzung des Arbeitskreises Produktion eingeladen worden waren, gelang es mir durch gezielte Fragen, die anwesenden Geschäftsführer für die potenziellen Auswirkungen einer Zusammenarbeit auf dieser Basis zu sensibilisieren. Infolgedessen packte der Dienstleister seinen vorbereiteten Vertrag ein und verließ die Sitzung.
Daraufhin wurde Reiner Joseph von Joseph Consulting beauftragt, das Behälter-Management-System (BMS) ins Leben zu rufen. Da ich bereits seit der Übernahme der Packmittelabteilung bei Ziegler Eschweiler Optimierungsumbuchungen mit vielen Partnern durchgeführt hatte, präsentierte ich Herrn Joseph meine Herangehensweise und er ließ daraufhin ein entsprechendes EDV-Programm entwickeln. Von Anfang an war ich von der Idee überzeugt und nahm aktiv an Workshops und Diskussionen zur Weiterentwicklung des BMS teil.

Nach Beschluss der 24plus-Gesellschafter startete das von der Arbeitsgruppe entwickelte Verfahren am 1. Juni 2014. Was waren die größten Herausforderungen in der Einführung und Umsetzung?

Die größte Herausforderung bestand darin, meine Vorstellungen mit Informatikfachleuten zu besprechen. Ohne Kenntnisse im Bereich IT meinerseits und einem fehlenden Verständnis für Europaletten und Gitterboxen seitens der IT-Fachleute war die Kommunikation anfangs schwierig. Ich denke, dass ich es Herrn Joseph oft nicht einfach gemacht habe, jedoch hat er letztlich alles umgesetzt, was erforderlich war.

Was bedeutet Palettenclearing überhaupt?

Vor der Einführung des Behälter-Management-Systems hatten alle 24plus-Partner Lademittel-Guthaben und -Schulden. Infolgedessen waren sie gezwungen, Freistellungen an ihrem eigenen Lager zu gewähren oder Abholungen bei Partnern in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden zu übernehmen. Im Rahmen des Palettenclearings gleichen wir die genannten Guthaben mit den Schulden ab, sodass nur noch das übriggebliebene Leergut transportiert wird. Dies führt zu einer effizienteren Abwicklung von Vollgut-Transporten und zu erheblichen Kosteneinsparungen.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der 24plus-Geschäftsstelle und den 24plus-Partnern erlebt?

Obwohl ich keine 24plus-Mitarbeiterin war, betrachtete ich alle, mit denen ich zusammengearbeitet habe, als Kolleginnen und Kollegen. Jeder Besuch in der Geschäftsstelle in Hauneck für Workshops oder Meetings bereitete mir stets Freude und ich fühlte mich dort immer willkommen.
Mit den Partnern pflegte ich stets ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis. In meiner Verantwortung für die BMS-Leitstelle war es meine Aufgabe, die Anliegen und Probleme der Paletten-Sachbearbeiterinnen und -Sachbearbeiter und oft auch der Geschäftsführung zu klären, insbesondere wenn es unterschiedliche Meinungen zwischen den Partnern gab. Nach zahlreichen Telefonaten entwickelten sich dabei auch viele freundschaftliche Kontakte.

Das Palettenclearing – heute Pallet Accounting – ist bei der Einführung der Cubit24-Plattform ebenfalls „umgezogen“. Welche Vorteile bietet Cubit24 explizit für das Pallet Accounting?

Bei jeder Umstellung auf ein neues IT-System treten neue Herausforderungen auf. Nachdem diese überwunden sind, stellt Cubit24 jedoch eine erhebliche Vereinfachung für die Bearbeitung im Pallet Accounting dar.

Ihre Nachfolgerin im Pallet Accounting ist Claudia Lehmann, eine langjährige Mitarbeiterin der 24plus-Geschäftsstelle. Gibt es spezielle Tipps, die Sie Frau Lehmann und grundsätzlich der Nachfolgegeneration mit auf den Weg geben möchten?

Ich arbeite seit einem Jahr mit Claudia Lehmann zusammen und mir ist aufgefallen, dass wir beide die gleiche Arbeitsweise und auch Freude am Palettenclearing haben. Ich denke, dass das die wichtigste Voraussetzung für ein glückliches Berufsleben ist. Mit ihr als Nachfolgerin fällt mir der Abschied etwas leichter.
Der Nachfolgegeneration möchte ich raten, dass sie den Fokus bei der Work-Life-Balance etwas mehr auf das Arbeiten lenken sollte, denn dann kann man sein Leben auch finanzieren und genießen. Die Erfahrung in meinem Berufsleben hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv in die Entwicklung eines Unternehmens einzubringen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich bereits mit 15 Jahren die Entscheidung getroffen habe, Speditionskauffrau zu werden – und das habe ich bis heute nie bereut. Ich habe in den vergangenen 48 Jahren viel gelernt, gearbeitet, gelacht und auch mit Kolleginnen und Kollegen gefeiert und bin dankbar, dass ich das erleben durfte. Immer nach dem Motto „Arbeiten macht Spaß“, aber wer kann schon immer Spaß vertragen. 😉

 

Jochen Korth überreicht Präsentkorb an Angelika Middeldorf
Jochen Korth überreicht Präsentkorb an Angelika Middeldorf

 

Jochen Korth, seit mehr als zwei Jahrzehnten Niederlassungsleiter der Ziegler GmbH in Eschweiler und als Gesellschafter, langjähriges Mitglied des Arbeitskreises International und großer Unterstützung unserer Kooperation, hat es sich nicht nehmen lassen, zum Abschied von Frau Middeldorf einige Fragen zu beantworten.

 

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Frau Middeldorf?

Als ich vor über 20 Jahren zu Ziegler wechselte, war Frau Middeldorf bereits seit einem Jahr dort tätig. Ich lernte sie als eine zielstrebige, engagierte und hilfsbereite Mitarbeiterin kennen. Sehr schnell erkannte ich ihre besonderen Fähigkeiten, Dinge voranzutreiben, Verantwortung zu übernehmen und profitabel ihre Aufgaben zu meistern.
Daher übernahm sie nach kurzer Zeit die Leitung der Palettenabteilung und verwandelte diese rasch zu einem erfolgreichen Profitcenter. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Frau Middeldorf leitete in den letzten knapp zehn Jahren quasi die 24plus-BMS-Leitstelle und arbeitete vom Standort Ziegler Eschweiler aus. Wie hat diese Teilung des Aufgabengebietes von Frau Middeldorf in der Umsetzung funktioniert?

Die BMS-Leitstelle aufzubauen und zu organisieren, war eine neue Herausforderung für sie. Die Abteilung bei Ziegler lief damals bereits reibungslos und alle Abteilungen wussten, was zu tun war.
Dadurch konnte sie sich dieser Aufgabe auch zu 100% widmen. Die Paletten wurden schnell, kostengünstig, fast ohne Transporte und nur noch strategisch auf dem Papier verschoben.
Inzwischen gibt es dafür ein IT-Tool, das Frau Middeldorf maßgeblich mitentwickelt hat. Sie verstand es perfekt, die vielen Partnerstationen miteinander zu verbinden – und durch ihr Engagement und ihre freundliche Art gelang es, dem Behältermanagement eine besondere Bedeutung zuzuschreiben.

Nun müssen Sie Frau Middeldorf in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden, die BMS-Leitstelle wird damit in die 24plus-Geschäftsstelle verlegt. Hätten Sie für uns noch ein paar abschließende Gedanken und Worte über den Menschen Angelika Middeldorf?

Ich bedaure es sehr, dass wir nun Frau Middeldorf in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschieden müssen. Das ganze Ziegler-Team wünscht ihr für die Zukunft alles Gute!

 

 

Reiner Joseph von Joseph Consulting lernte Frau Middeldorf durch die gemeinsame Entwicklung des Behälter-Management-Systems kennen. Zum Abschied von Frau Middeldorf schildert auch er seine Eindrücke über die Zusammenarbeit:

Besonders gut sind mir die Leidenschaft und Begeisterung für das Projekt Behälter-Management, die ich bei Frau Middeldorf während unseres Kennenlernens erlebt habe, in Erinnerung geblieben. Wir standen vor einer anspruchsvollen Aufgabe, die nicht nur viel Nachdenken erforderte, sondern auch zahlreiche Notizblöcke und Flipcharts füllte. Dennoch war die Zusammenarbeit sehr erfreulich, da Frau Middeldorf jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand, um die Entwicklung und Einführung des BMS zu unterstützen. Besonders bei der Schulung der Anwendung war sie mir eine große Hilfe, da sie bereits zu diesem Zeitpunkt das Vertrauen der Beteiligten genoss. Daneben spielte sie eine entscheidende Rolle beim Umzug des Pallet-Accounting auf Cubit24, den sie maßgeblich begleitete und unterstützte. Der Erfolg und die Anerkennung, die das Behälter-Management-System erhielt, sind zum großen Teil auf das Engagement von Frau Middeldorf zurückzuführen.
Durch die Zusammenarbeit war sie nicht nur eine Kollegin für mich, sondern wurde auch zu einer Freundin.

 

 

Der Ruhestand ist ein Neuanfang und das bedeutet, ein Kapitel abzuschließen, um das nächste zu beginnen.“

Sid Miramontes

 

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Middeldorf für über 2 Jahrzehnte vertrauensvoller Zusammenarbeit und wünschen ihr alles Gute und viel Gesundheit, um ihren Ruhestand in vollen Zügen genießen zu können!

Das Team der 24plus-Geschäftsstelle